1. Saatgut-Festival am ÖBZ 2015

Großer Andrang beim 1. Saatgut-Festival im ÖBZ

Mit einem derartig großen Besucherandrang hatten die Veranstalter des Saatgut-Festivals am Sonntag, den 22. Februar 2015 im Ökologischen Bildungszentrum München nicht gerechnet. Über den gesamten Tag strömten mehr als 1.500 Interessierte in die Räume in der Englschalkinger Straße 166, um sich über den Erhalt der Saatgutvielfalt zu informieren und sich über die Vielfaltsgärtnerei auszutauschen.Markt- und Informationsstände sowie interessante Vorträge boten die Möglichkeit, sich umfassend zum Thema zu informieren und selber aktiv zu werden. Denn samenfeste Sorten anbauen kann jeder – sogar im Topf oder im Balkonkasten. Mitglieder des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN e.V.) wie Melanie Grabner von Lila Tomate, Doris Seibt, Rita Lichtenegger, Annette Holländer, der Kartoffel-Hof Störkle, die Firmen Querbeet, Öko&Fair und viele weitere haben dort samenfestes Saatgut angeboten. Der städtische Demeter-Gutshof Obergrashof, der Verein Arche Noah, die Urbanen Gärten München sowie weitere Initiativen waren mit Infoständen vertreten. Ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Experten-Vorträgen und Filmen rundete das Festival ab.

Vielfalt bei Bohne und Kartoffel

Im großen Eingangsfoyer stellte die ÖBZ-Gartengruppe ihr Saatgutarchiv mit ca. 150 Bohnensorten vor. Und unter dem Motto „Kartoffel, Luxus des Einfachen“ wurde dort die Vielfalt der Kartoffel demonstriert. Die Besucherinnen und Besucher waren allein schon von der augenfälligen Formen- und Farbvielfalt der präsentierten 40 unterschiedlichen Kartoffelsorten beeindruckt, die der Kartoffel-Hof Störkle zum Saatgut-Festival mitgebracht hatte. Ausgestellt wurden etwa die aus Peru stammende „Negra“, die Kucky“ aus Russland, die britische „Red Cardinal“ oder die „Reichskanzler 1886″ als alte deutsche Sorte – alles Beispiele für seltene und regionale Sorten, die im Laufe der Kultivierung durch Selektionen und Kreuzungen entstanden sind und als wertvolles Kulturgut gesichert werden. So wie über Jahrhunderte hinweg Landwirte, Kleinbauern und Gärtner Saatgut aus ihrer Region verwendet, es selber weitervermehrt und auf diese Weise erhalten haben. Doch diese Vielfalt ist nicht nur in häuslichen Gärten bedroht. Da aus Sicht großer Produzenten ein wirtschaftlicher Anbau Monokulturen mit wenigen speziell angepassten Sorten verlange, ist das lange bewährte Vielfaltssystem – auch vor dem Hintergrund geplanter europäischer Vorgaben und transatlantischer Abkommen – akut bedroht.

Samenfeste Gemüseraritäten für den Hausgarten

In einem weiteren Raum drehte sich alles um samenfeste Gemüsesaaten. Es gab etliche Angebote für den Hausgarten, zum Beispiel den Kohlrabi „Blauer Speck“ oder den Kopfsalat „Blauer Butterhäuptel“ aus dem Arche-Noah-Archiv. Zwei Stände widmeten sich allein der Tomate. Für richtige Schönheiten in allen Rot- und Lilafärbungen warb der Marktstand von „Lila Tomate“. Die Samen wurden wie wertvolle Perlen in einer Schmuckschatulle angepriesen und zum Verkauf in kleinen Tütchen verpackt. Historische Sorten mit ausgefallenen Namen wie „Zuckerbusch“, „Zitronentomate“ oder „Grünes Zebra“ wurden am Nachbarstand vorgestellt.

Von der Wiese zur Biene

Ein nettes Angebot kam von „Querbeet“: Kleine Schachteln mit jeweils fünf Samensorten für den Schulgarten, um Kinder mit unserem wichtigen Kulturgut vertraut zu machen. Großen Zulauf hatte auch der Stand von „Herbamadre“, der Wildsamenmischungen für die „Feldblumenwiese“, die mehrjährige „Giesinger Blüte“ oder für „Schmetterling und Wildblüten“ anbot. Von der Wiese ging es thematisch weiter zur Biene. Es gab Münchner Honig, Informationen zu Bienenkursen und jede Menge Tipps zum Bienenhalten. Vorgestellt wurde die sogenannte „Bienenkugel“, ein Bienenstock mit halbrunden Wabenrahmen. Diese Erfindung zeichnet sich dadurch aus, dass die Feuchtigkeit optimal reguliert wird. 

Glücksmomente zählen

Für die kulinarischen Leckerbissen sorgte das saisonale Catering von La Cucina. Mit Informationen versorgt, vielleicht mit einem Samentütchen oder ein paar Kartoffelsorten im Gepäck, schob man sich schließlich langsam wieder dem Ausgang zu. Dort bekam jeder fünf Glücksbohnen für die Hosentasche geschenkt. Für jeden bewusst wahrgenommenen Glücksmoment, so die Idee, solle eine Bohne von der einen in die andere Hosentasche wandern.

Die vielen engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Saatgut-Festivals (und hoffentlich auch viele Gäste) werden am Ende des Tages wohl alle fünf Bohnen in ihrer anderen Hosentasche wiedergefunden haben. Denn die Resonanz auf das erste Saatgut-Festival im ÖBZ war nicht nur zahlenmäßig erfolgreich. Die Mischung aus Saatgut-Markt, Informationsständen und Fachvorträgen (sowie dem begleitenden Aktionsprogramm am Nachmittag für die Kinder) kam bei den Gästen trotz des großen Andrangs sehr gut an.

Angesichts des großen Publikumserfolgs plant das Münchner Umwelt-Zentrum (MUZ), das als koordinierender Veranstalter das Saatgut-Festival gemeinsam mit dem Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN e.V.) veranstaltet hatte, von nun an diesen Event jährlich auszurichten. Das nächste Saatgut-Festival im ÖBZ wird voraussichtlich am 21. Februar 2016 stattfinden.

Wir danken allen Ausstellerinnen und Ausstellern, den Referentinnen und Referenten sowie allen Helferinnen und Helfern, die zum Gelingen des Saatgut-Festivals beigetragen haben. Ebenso danken wir dem Referat für Gesundheit und Umwelt der Landeshauptstadt München, das die Veranstaltung gefördert hat.